Ein Klassiker unter unseren Fotoreisen hat dieses Jahr endlich wieder mit gewohntem Ablauf stattgefunden. Wie immer haben wir die schönste Zeit des Jahres im südlichen Teil Argentiniens und Chiles verbracht. Der April in Patagonien ist mit seinen fantastischen Herbstfarben einfach nicht zu toppen.
Traumhaftes Licht morgens an der Laguna Torre.
Nach einem gewohnt kurzweiligen Aufenthalt in Buenos Aires mit einer Stadtführung ging es also direkt ins argentinische Patagonien. Wir kehrten dem Touristenort El Calafate wie immer gleich den Rücken und quartierten uns auf einer Estancia mit über hundertjähriger Geschichte ein. Sie ist traumhaft gelegen am Ufer einer Lagune, umgeben von Bergen und wir konnten hier schon die ersten Herbstfarben genießen. Am nächsten Tag stand dann bereits der erste Höhepunkt auf dem Programm, der riesige Gletscher Perito Moreno. Am besten ist die Dimension des Gletscher auf dem Foto weiter unten erkennbar, denn wenn man genau hinsieht, dann entdeckt man darauf eine Gruppe bei einer Gletscherwanderung. Sehen sie nicht aus wie Ameisen? Während der Bootsfahrt vor der Gletscherfront hatten wir bereits gutes Licht, sodass wir fotografisch nicht enttäuscht wurden. Nach der Erkundung vom Wasser aus konnten wir den imposanten Gletscher noch ausgiebig von den weitläufigen Holzstegen fotografieren. Dabei eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven. Es war ein sonniger Tag mit angenehmen Temperaturen, wie es häufig zu dieser Jahreszeit der Fall ist. Der Rückweg zur Estancia war dann wie bereits am Morgen geprägt durch die intensiven Farben Patagoniens, die vor allem im Sonnenlicht geradezu leuchten. Unterwegs machten wir deshalb einige Fotopausen. Zurück auf der Estancia wollten wir dann noch das Gaucho-Leben fotografisch dokumentieren. Insgesamt war dieses Jahr leider etwas weniger Betriebsamkeit zu beobachten als gewohnt, sodass wir nicht ganz die erwartete Fülle an Fotomotiven zur Verfügung hatten. Trotzdem bleiben wir der Estancia treu, allein aufgrund der besonderen Lage und der Ruhe dieses Ortes, der auch ein guter Ausgangspunkt für den Perito Moreno Gletscher ist.
Weiter ging es dann am nächsten Tag ins Outdoor-Mekka El Chaltén, wo wir sogleich unser Hauptgepäck deponierten, um auf die geplante Wanderung in die Berge rund um den Fitz Roy und den Cerro Torre zu starten. Ich kann es schon vorweg nehmen wie sehr sich die Mühen gelohnt haben, denn wir hatten Riesenglück mit zwei tollen Sonnenaufgängen, die die Berge zum Glühen brachten. Der Plan mit den gewählten Fotolocations ging voll auf. Unsere Tage waren geprägt von sonnigem Wetter mit leichter Bewölkung, sodass die Wanderungen durch die herbstlich leuchtenden Lengawälder ein großer Genuss waren. In den Camps wurden wir zwischendurch verwöhnt mit Rotwein und leckerem Essen, was nach den anstrengenden Tagen eine echte Wohltat war. Apropos anstrengend: wir haben ziemlich ausgiebig diskutiert, welche körperlichen Anforderungen eine Wander-Tour wie diese mit sich bringt und wie man dies vorab am besten kommunizieren sollte. Ein Tipp war die Einordnung in die Wanderskala des Schweizer Alpen-Club. Ich habe die Wanderungen auch als GPS in einer App gespeichert, wodurch Distanzen und Höhenmeter quantifiziert werden können, welche sich in der Reiseausschreibung finden. Nicht vergessen sollte man dabei auch das Gewicht des Fotorucksacks. Ein Einfluss, der gerne unterschätzt wird. Wir wollen fotografisch auf alles vorbereitet sein, aber vergessen dabei, dass wir die Wanderungen auch genießen möchten. Deshalb wurde ebenfalls ein Maximalgewicht des Rucksacks als Anhaltspunkt vorgeschlagen. Keine schlechte Idee, wobei das maximal zu schulternde Gewicht genauso von der Konstitution des Fotografen abhängt. Wie ihr schon seht, es ist nicht so ganz einfach das vorab so klar zu kommunizieren, dass es keine Missverständnisse und falsche Interpretationsmöglichkeiten gibt. Wir versuchen in Zukunft bei Wandertouren noch bessere „Aufklärungsarbeit“ zu leisten.
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: ich bin mir ziemlich sicher, niemand meiner Teilnehmer möchte diese Erlebnisse missen. Es waren fantastische Tage rund um das Fitz Roy Massiv. Dafür hat es sich definitiv gelohnt die Komfortzone zu verlassen. Ich denke es war einer der schönsten Zoom-Fotoreisen-Abschnitte der letzten Jahre. Und ist es nicht auch so, dass wir die Bilder, für die wir am meisten investieren mussten, auch am meisten wertschätzen? Dazu muss man nicht auf einem Felsvorsprung biwakieren. Wir haben alle unsere persönlichen (meist selbst auferlegten) Grenzen. Das gilt im Übrigen für alle Lebensbereiche. Jedes Mal, wenn wir uns strecken, wachsen wir. Davon bin ich fest überzeugt. Ich bin mir sicher jeder meiner Teilnehmer hat aufgrund dieser Erlebnisse einige spannende Geschichten zu seinen Bildern zu erzählen, womit die Präsentation im Kreise von Familien, Freunden, oder vor größerem Publikum, viel Qualität hinzugewonnen hat. Und das wichtigste: Diese Erinnerungen kann uns keiner mehr nehmen! Zum Abschied von El Chaltén konnten wir dann wie bei unserer Ankunft noch einmal den tollen Ausblick auf das gesamte Bergmassiv genießen. Sicher keine Selbstverständlichkeit in einer von Wind und Wetter geprägten Region, in der man vorher nie so genau weiß, was einen erwartet. Patagonien hat noch keinen meiner Teilnehmer enttäuscht, denn man bekommt immer etwas Schönes geboten. So ähnlich kann man auch unsere Zeit in Chile beschreiben, die nun folgen sollte.
Nach einer Übernachtung in El Calafate war es dann also Zeit für den zweiten Teil Patagoniens, der auf der anderen Seite der Grenze stattfinden sollte. Der Torres del Paine Nationalpark im Süden Chiles hat sich über die Jahre unter Fotografen zu einem der Traumziele schlechthin entwickelt. Hier möchte wahrscheinlich jeder Landschafts- und Naturfotograf einmal im Leben Zeit zum Fotografieren verbringen. Im Unterschied zum argentinischen Teil Patagoniens gibt es hier mehr Gelegenheiten für Tierfotografie. Nach unserer Ankunft am Nachmittag wurden wir sogleich vom berüchtigten patagonischen Wind begrüßt. Auf einer kleinen Wanderung zu einem Aussichtspunkt konnten die Teilnehmer die ersten Ausblicke auf das ikonische Paine-Massiv mit den malerischen Cuernos del Paine und dem gletscherbedeckten Paine Grande genießen. Am nächsten Morgen hatten wir dann richtig tolles Licht und konnten die namensgebenden Torres Türme zum Sonnenaufgang mit einer Spiegelung fotografisch verewigen. Einen besseren Auftakt konnte man sich kaum vorstellen. Wir nutzten den Tag noch für weitere Erkundungen bei schönem Wetter und herrlichen Perspektiven auf die Bergwelten.
Nach zwei Nächten im östlichen Teil des Nationalparks mit stetig guten Ausblicken auf das Paine Massiv, ging es dann auf eine zweite längere Wanderung zu den Torres Türmen. Aufgrund einer Schlechtwetterprognose haben wir den ursprünglichen Plan, die Base Las Torres an Tag zwei am frühen Morgen zum Sonnenaufgang zu besuchen, kurzfristig geändert. Stattdessen haben wir sie gleich am Nachmittag des ersten Tages besucht. So war die Wanderung am ersten Tag zwar deutlich anspruchsvoller, unser Plan ist dadurch aber voll aufgegangen. Durch die herbstlichen, uralten Lengawälder sind wir bis zum Gletschersee gewandert, wo uns die Sonne noch Wärme spendete und die beeindruckenden Granitfelsen majestätisch über uns thronten. Unser Guide Sergio verschaffte uns beim Park-Ranger zudem noch die Erlaubnis etwas länger zu bleiben, sodass wir diesen Ort am Ende noch ganz für uns allein hatten. Sicher ein denkwürdiger Augenblick! Die Stimmung auf der Berghütte, wo wir übernachteten war entsprechend ausgelassen und wir konnten aufgrund der Planänderung am nächsten Tag auch etwas länger schlafen, was meinen Teilnehmern aufgrund der Feierlichkeiten sicher entgegen kam. Ein Blick auf die Berge zeigte uns außerdem, dass wir alles richtig gemacht hatten, denn sie waren teilweise bedeckt und es gab keinen Sonnenaufgang wie man ihn sich hier als Fotograf gewünscht hätte.
Nach unserer Rückkehr zum Hotel Las Torres ging es dann für die letzten Tage im Nationalpark zum Lago Grey, wo man eine ganz andere Perspektive auf die Berge hat. Bei typisch dramatischem Patagonien-Wetter konnten wir sehr stimmungsvolle Augenblicke fotografisch festhalten. Aufgrund starken Windes mussten wir die Bootsfahrt zum Grey Gletscher um einen Tag verschieben, was den Ablauf etwas veränderte, aber das sind wir von unseren Patagonien Fotoreisen bereits gewohnt. Hier hat uns auch das einzige Mal auf dieser Fotoreise ein Regengebiet erwischt. Insgesamt würde ich sagen meine Gruppe hatte viele tolle Momente im Torres del Paine und die Fotos können sich absolut sehen lassen! Ein toller und unerwarteter Moment war auch die Rinderherde, auf die wir unvermittelt gestoßen sind. Sie umfasste Hunderte Tiere und wurde von drei Gauchos und zwei Dutzend Hunden in Schach gehalten. Was für ein Spektakel! Somit hat sich wieder bestätigt, dass die überraschenden und spontanen Fotogelegenheiten oft die schönsten sind. Nach einer Übernachtung in Puerto Natales am „Fjord der letzten Hoffnung“ ging es dann schließlich weiter nach Punta Arenas, von wo wir auf die abschließende Schiffsreise starteten.
Unsere Walbeobachtung am Ende der Patagonien Fotoreise ist seit jeher ein fester Bestandteil unseres Programms. Obwohl wir es optional anbieten, sind in der Regel fast alle Teilnehmer dabei. So war es auch dieses Mal, sodass wir zu acht auf eine lange Überfahrt zur abgelegenen Insel Isla Carlos III im Francisco Coloane Marine Park starteten. Die Landschaften am südlichen Zipfel Amerikas sind wunderschön und so hat man vom Boot aus auch ohne Wale schon einiges zu fotografieren. Um den südlichen Punkt des Kontinents Cabo Froward erreichten wir dann schließlich unser Eco-Camp, wo wir uns für zwei Nächte einquartierten. Der zweite Tag ist dann traditionell ein Ganztagesausflug von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und es sollte dieses Mal ein denkwürdiger werden. Unser Guide Jonathan hat es als eine der besten Abfahrten der Saison deklariert. Ich selbst kann sagen, dass es für mich wahrscheinlich die schönste war, die ich bisher begleiten durfte. Vor allem das abwechslungsreiche Verhalten der Buckelwale habe ich so noch nie erlebt. Ich höre ja immer wieder es sei etwas langweilig Buckelwale zu fotografieren, denn man würde ja immer nur die Schwanzflosse (die sog. Fluke) beim Abtauchen sehen und das war´s! Meine Teilnehmer können hier etwas ganz anderes berichten. Ein Jungtier hat uns beispielweise mehrfach mit der Fluke und den beiden Seitenflossen „gewunken“. Wir konnten auch mehrere Sprünge beobachten und die Wale kamen dem Schiff immer wieder sehr nahe und sind unter uns hindurchgetaucht. Die Atmung der Tiere aus nächster Nähe zu erleben ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Dieses Mal auch neu für mich: ein etwas unruhigeres und schnelleres Atmen während einer Feeding-Phase. Ein ganz besonderer Höhepunkt war dann schließlich das Singen der Buckelwale, das man nachts bzw. am frühen Morgen in den Domos-Zelten hören konnte, da sich die Wale unweit des Camps im vorgelagerten Fjord aufhielten.
Was bleibt also von dieser Patagonien Fotoreise in Erinnerung? Für mich persönlich die erneute Bestätigung der Erkenntnis, dass es immer wieder ein Genuss ist hier zu fotografieren. Jede Patagonien Tour ist anders, jedes Mal wieder andere Höhepunkte und ich kann einfach nicht verstehen warum man jemals zu einer anderen Jahreszeit als im patagonischen Herbst kommen sollte. Die Farben der Lengawälder sind einfach so wunderschön, dass man am liebsten noch viel länger bliebe, wenn nicht zuhause die Familie warten würde. Im Hinblick auf die Jahreszeit gibt es allerdings auch noch ein „aber“. Ein langer gehegter persönlicher Traum ist der Besuch des Torres del Paine Nationalparks im Winter. Darüber habe ich schon spannende Geschichten gehört, denn die Landschaften sehen im Schnee gänzlich anders aus und die Tiere sind noch besser zu fotografieren, was vor allem für die von Fotografen besonders geliebten Pumas gilt. Ich habe in Patagonien wieder einige neue Kontakte geknüpft und vor allem für diese ganz besondere Patagonien-Expedition gibt es schon einen groben Ablauf. Interessant wäre das vielleicht auch für den einen oder anderen Wiederholer, insbesondere für die passionierten Tierfotografen unter euch. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Tatsache, dass dann noch einmal deutlich weniger Menschen im Park unterwegs sind, was für die Tierfotografie wiederum ideal ist. Die Hotelpreise sinken zudem um 50%, was die Unterkünfte um einiges erschwinglicher macht. Ich würde mich schon jetzt über ein Feedback von euch sehr freuen, ob eine derartige Tour für euch interessant wäre. Dann können wir auch eure spezifischen Wünsche bei der Planung noch berücksichtigen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen diese winterliche Patagonien Tour mit der chilenischen Atacama-Wüste zu kombinieren. Das würde für viel Abwechslung sorgen und tolle Kontraste bieten. Da würde ich am liebsten gleich morgen starten!
Nächstes Jahr haben wir dann aber zunächst wieder die Patagonien-Expedition im Programm, die wir dieses Jahr gemacht haben. Natürlich wieder im April, zur schönsten Jahreszeit!