Was für ein Reiseland! Nepal hat uns fotografisch unglaublich viel geboten. Vom tropischen Tiefland des Bardia Nationalparks bis zum höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest. In Nepal kann man sich zudem unbeschwert bewegen und sich voll und ganz auf die Menschen einlassen. Dadurch ergaben sich zahlreiche schöne Begegnungen. Es war eine denkwürdige Fotoreise!
Berglandschaft bei Manang im Annapurna Gebiet.
Nach dieser Tour bin ich noch eine lange Zeit ganz beseelt auf der Nepal Wolke geschwebt! Unsere Fotoreise war einfach überwältigend. Es ist eine dieser Reisen, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben. Nachdem ich letztes Jahr im Januar bereits mit Begeisterung vor Ort war, um mir alles anzusehen, war es dann auf unserer Tour-Premiere im Oktober noch zwei Stufen besser. Wie immer nach einer Reise mit so vielen verschiedenen Eindrücken, weiß man erstmal gar nicht so recht, wo man anfangen soll. Natürlich sind da die offensichtlichen „hard facts“. Mount Everest gesehen: „check“, Annapurna Region: „check“, Bengalischen Tiger gesehen: „check“. Die größte Stupa der Welt: „check“. Diese Liste könnte man ohne weiteres noch mit vielen weiteren Dingen fortführen, aber darauf kommt es beim Reisen gar nicht an. Eine reine Aufzählung von Höhepunkten wird Nepal als Land keinesfalls gerecht. Natürlich war es faszinierend, tagelang von Siebentausendern umgeben zu sein, einen wildlebenden Tiger zu sehen und eine Begräbniszeremonie mit Feuerbestattung zu verfolgen. Aber was bei einer Aufzählung wie dieser außen vor bleibt, das sind die Erlebnisse, die zwar vor dieser Kulisse stattfanden, aber ganz individuell und besonders sind. Was zurück bleibt, ist auf jeden Fall das Gefühl, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben, etwas wovon alle Teilnehmer noch lange zehren können.
Die Faszination Nepals offenbart sich bereits während der Anreise aus der Luft. Wer einen Blick aus dem Fenster warf, der konnte bereits beim Anflug die weißen Riesen des Himalayas bestaunen. Nach unserer Ankunft in Kathmandu haben wir uns dann gleich ins Getümmel begeben. Das bunte Treiben auf den Straßen ließ uns den kurzen Schlaf auf dem Hinflug erstmal vergessen. Es ist immer wieder faszinierend den Verkehr zu verfolgen, denn das scheinbare Chaos hat durchaus ein System, auch wenn es sich uns nicht auf den ersten Blick offenbart. Und so waren die ersten Tage geprägt von der nepalesischen Hauptstadt, die so viele imposante Plätze, Tempel und Stupas bietet, dass man problemlos auch eine Woche bleiben könnte, ohne sich zu langweilen. Man braucht eine Weile, um sich auf diese Stadt und ihre belebten Orte einzulassen, aber wenn man erst einmal seinen Rhythmus gefunden hat, dann ist man wirklich im Fotografier-Modus und alles andere rückt in den Hintergrund. Und die spannenden Fotomotive sind wirklich überall zu finden. Ich behaupte einmal für Streetfotografie gibt es kaum einen schöneren Ort als die belebten Plätze Kathmandus. Das alles fotografisch zu verarbeiten ist natürlich nicht ganz einfach, denn man kann sich leicht ablenken lassen und einfach wild drauf los fotografieren. Die Farben und Kontraste, die Tempel und Stupas mit ihren vielen Kerzen, die lodernden Feuer und Opfergaben. All diese Zutaten ergeben eine Mischung, die bestmöglich in Szene gesetzt werden will. Und zwischen der sensorischen Reizüberflutung kann man sich immer mal wieder Zeit nehmen für eine Begegnung, um die Menschen und ihre Kultur besser verstehen zu lernen. Wir hatten unsere Fotoreise außerdem so geplant, dass sie während des Tihar Festivals stattfindet, bei dem es an verschiedenen Tagen besondere Aktivitäten gibt und die Häuser bunt beleuchtet sind. An einem Tag wurden beispielsweise Hunde gesegnet, an einem anderen Tag besuchten sich die Familien. In einer an sich schon belebten Stadt führt das schon zu ganz besonderen Straßenszenen.
Trotz der großen Faszination, die Kathmandu auf uns ausgeübt hat, ist es nach ein paar Tagen Trubel auch schön Nepals Hauptstadt den Rücken zu kehren, um den Weg ins Himalaya anzutreten. Unser Roadtrip in zwei Jeeps kam jedenfalls zur rechten Zeit, denn die Tage zuvor waren für uns alle auch eine Herausforderung. Und so waren wir dann schließlich von Bergriesen umgeben, die man in Europa in dieser Dimension vergeblich sucht. Drei Wochen zuvor hatte es in Nepal noch tagelang sehr stark geregnet, was zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich ist. Stichwort: Klimawandel. Ich hatte daraufhin schon schlimmste Befürchtungen, denn für unseren Roadtrip konnten wir nur eine Bergstraße nehmen und diese könnte leicht einem Erdrutsch zum Opfer fallen. Allderings ist man in Nepal darauf auch eingestellt. Alle Straßen waren bereits wieder hergestellt und auch an dem Ort, an dem meine Inspektionsreise im Januar abrupt endete, wurden zwischenzeitlich Vorkehrungen in Form einer Brücke getroffen, sodass man in Zukunft dort nicht mehr hängen bleibt.
Die Fahrt durch Canyons, entlang felsiger Abhänge und durch traumhafte Hochgebirgslandschaften war in jedem Fall sehr beeindruckend. Vor allem die zwei Tage am Endpunkt der Tour, in Manang, waren dann wunderschön. Das beste Licht am Morgen und am Abend haben wir für viele schöne Aufnahmen genutzt. Und oben in den Bergen merkt man auch sofort, dass man im Himalaya ist, denn die buddhistischen Tempel, Gebetsmühlen und Fahnen gehören auch hier zum „Stadtbild“. Apropos Stadt: der alte Dorfkern Manangs sieht auch heute noch aus wie vor hundert Jahren und somit ist der Rundgang hier so etwas wie eine kleine Zeitreise. Zumindest bis der erste Bewohner sein Handy zückt. Der Hotelbesitzer, in dessen Unterkunft wir übernachtet haben, ist übrigens in ganz Nepal für seine Fotos von Schneeleoparden bekannt. Wenn man zu einer anderen Jahreszeit kommt und auch gewillt ist, längere Zeit zu bleiben, dann ist man bei ihm auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Das Restaurant zierten einige seiner Fotos aus der Region und für einen kurzen Smalltalk hat es auch noch gereicht.
Nachdem wir die Annapurna Region wieder verlassen hatten, ging ins dann in das entspannte Bandipur, in dem es wieder tolle Gelegenheiten für Streetfotografie gab. Aber nicht nur das: durch die exponierte Lage der Stadt hat man einen fantastischen Ausblick auf die Annapurna Gebirgskette. Auf einem benachbarten Bergrücken hatten wir dann auch einen der schönsten Sonnenaufgänge dieser Nepal Fotoreise. Im Grunde war dieser Morgen auch der perfekte Querschnitt dieser Tour und Nepals als Reiseland. Während die Sonne die weißen Berggipfel des Himalaya langsam erleuchtete, gingen einige Einheimische ihren rituellen Bräuchen an einem kleinen Tempel nach. Rauchschwaden stiegen auf, es roch nach Opfergaben. Auf einem Felsen meditierte ein junger Mann im Schneidersitz mit geschlossenen Augen, während im Hintergrund Nebelschwaden über die Stadt zogen. Und so war mal wieder für jeden etwas dabei: People- und Streetfotografie für die einen, Landschaftsfotografie für die anderen. Nepal erfüllt eben alle fotografischen Wünsche! Es liefert uns alle Facetten der Reisefotografie auf allerhöchstem Niveau. Bandipur ist aufgrund der famosen Architektur und der autofreien Straßen auf jeden Fall perfekt geeignet für Streetfotografie. Wir hatten dort zudem viele interessante Begegnungen, denn mit unserem Guide Santosh knüpfen wir unterwegs viele Kontakte, um mehr über die Menschen Nepals zu erfahren.
Von dem idyllischen Bandipur ging es dann an den beschaulichen Begnas See, wo wir uns direkt am Seeufer in sehr schöne Bungalows einquartiert haben. Hier ist man von viel Ruhe umgeben, die nur ab und zu durch Zikaden und Affenhorden durchbrochen wird. Der Rhythmus dieser Nepal Fotoreise pendelte immer ein bisschen zwischen Gewusel / buntem Treiben und Ruhe. So konnte man immer wieder seine ruhigen Momente finden, um das Erlebte ein wenig sacken zu lassen. Und dafür ist dieser Ort am Begnas See einfach perfekt geeignet. Was übrigens auch sehr schön war und uns eine Vielzahl toller Motive geboten hat, war die Reisernte, die während unserer Zeit vor Ort stattfand. Die farbenfroh gekleideten Menschen in den Reisfeldern haben uns immer wieder magisch angezogen. Auch am Begnas See gab es dazu einige Gelegenheiten. Ein Ausflug in das Touristen-Mekka Pokhara haben wir dann auch noch gemacht, um zu einem Aussichtspunkt zu gelangen, an dem eine riesige Shiva-Statue thront und von wo man einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Berglandschaften bis hinunter ins Tal nach Pokhara hat.
Unser nächste Ziel lag dann ausnahmsweise mal nicht in den Bergen. Ein kurzer Flug brachte uns nach Nepalgunj, von wo wir direkt in Richtung Bardia Nationalpark durchstarteten. Ein restriktives Tempolimit auf der Überlandstraße, das auch konsequent überprüft wurde, verdeutlichte uns bereits, dass wir hier mit Wildtieren rechnen können. Die nächsten Tage verbrachten wir sodann in grünen Wäldern und in den umliegenden Dörfern. Ich muss sagen, mir persönlich hat es in der Terai Region an der Grenze zu Indien, wo wir uns hier befanden, am meisten Spaß gemacht zu fotografieren. Die Tharus, der Volksstamm, dem die meisten Menschen hier angehören, sind besonders aufgeschlossen und so konnten wir viele schöne Porträt-Aufnahmen machen. Nicht nur in Reisfeldern, sondern auch auf den Straßen, die wir auf ausgedehnten Spaziergängen erkundet haben. Man trifft auf neugierige Kinder und Bewohner und spannende Fotomotive sind einfach überall vorhanden. Klassische Motive wie den Bauern, der seinen Acker mit einem Ochsenkarren pflügt, oder die vielen spielenden Kinder, die immer ein verschmitztes Lächeln für uns übrig hatten. In diesem Umfeld war der Bengalische Tiger, den wir nach intensiven Bemühungen am letzten Tag doch noch gefunden haben, fast schon ein Nebenprodukt. Im Nationalpark hatten wir zuvor auch schon ein Nashorn gesehen, das mit einem Jungtier den Fluss überquert hat. Insgesamt eine ganz gute Ausbeute, denn Nepal ist nicht Tansania, wo man vor dem Frühstück schon hundert Tiere gesehen hat. In den Wäldern des Bardia Nationalparks braucht man für die Tierfotografie deutlich mehr Geduld.
Und so konnte man zu diesem Zeitpunkt mit der fotografischen Ausbeute eigentlich schon mehr als zufrieden sein. Und trotzdem stand uns der krönende Abschluss ja noch bevor. Vom Westen Nepals ging es zunächst mit dem Flugzeug wieder zurück nach Kathmandu, von wo wir aber gleich die Fahrt ins benachbarte Bhaktapur antraten. Diese alte Königsstadt hatte es mir schon auf meiner Inspektionsreise total angetan und hier konnten wir dann noch einen Nachmittag und Abend Streetfotografie in allerschönster Umgebung nachgehen. Die Backsteinhäuser und Tempelanlagen sind dafür die perfekte Kulisse. Außerdem ist die Atmosphäre in dieser Stadt einfach etwas ganz besonders. Ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Vielleicht ist Bhaktapur deswegen auch die Hauptstadt der bildenden Künste Nepals. So steht es zumindest in Wikipedia. Unser hervorragender Guide Santosh, den wir zum Glück auch beim nächsten Mal wieder dabei haben, kommt übrigens ebenfalls von hier. Er war nicht nur in seiner Heimatstadt der perfekte Reiseführer. Im Einkaufsladen seiner Eltern hat er uns am letzten Tag noch allerlei Souvenirs besorgt, wie den beliebten Himalaya Kaffee und verschiedene Gewürze.
Straßenszene in der alten Königsstadt Bhaktapur.
Die Nacht in Bhaktapur war allerdings nur kurz. Früh morgens ging es dann schon wieder zum Flughafen. Dieses Mal bestiegen wir aber kein Flugzeug, sondern einen Helikopter. Die Idee dazu kam ganz spontan während eines Abendessens in den Bergen. Warum nicht einfach mal mit dem Helikopter zum Mount Everest fliegen? Was nach einer fixen Idee klang, wurde ruckzuck in die Tat umgesetzt. Und es war ein Erlebnis wofür es wohl den Ausdruck „once-in-a-lifetime“ gibt. Über grüne Bergrücken, Siedlungen, Reisfelder und Tempel führte uns der erste Flug, den man ohne zu übertreiben als spektakulär bezeichnen kann, nach Lukla, einen der berüchtigtsten Flughäfen der Welt. Hier ist durchstarten unmöglich. Laut unserem Hubschrauber-Piloten ist Lukla allerdings weltweit nur auf Platz zehn der gefährlichsten Flughäfen. Also alles halb so wild. Mit dem Heli ist die Landung sowieso kein Problem, denn man benötigt ja nicht die Landebahn, die relativ kurz ist und am Berg abrupt endet. Lukla mit seinem Mini-Flughafen liegt auf 2.860 Meter Höhe und ist das Tor zur Everest Region. Alle, die in diesem Teil Nepals Trekking machen, kommen hier durch und ebenso alles was logistisch dazu benötigt wird. Entsprechend steht man dann auch zwischen Gemüsekisten und Treibstoffkanistern. Bei diesem ersten Zwischenstopp haben wir dann Treibstoff aufgefüllt. Etwas weiter gab es dann die nächste Zwischenlandung. In mittlerweile spektakulärer Umgebung wurden drei von fünf Personen sowie einige Treibstoffkanister zwischengeparkt, denn je höher man fliegt, desto weniger Gewicht kann ein Hubschrauber aufgrund der dünnen Luft transportieren. Der nächste Stopp war dann schon im Angesicht des höchsten Berges der Welt. Aber nicht nur den Mount Everest (8.848m) kann man von hier aus sehen. Auch der Lohtse I, mit 8.516 Meter der vierthöchste Berg der Welt, ist von diesem Aussichtspunkt gut sichtbar, genauso wie das „Matterhorn Nepals“, der Ama Dablam (6.812m) und ein weiterer Achttausender, der Cho Oyu (8.188m). An unserem Landeplatz auf 5.545 Metern, oberhalb des Everest Basecamps, hatten wir rund zehn Minuten, um dieses Panorama zu genießen und zu fotografieren. In dieser Höhe hat man nur begrenzt Zeit, bevor der Körper merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und man gegebenenfalls höhenkrank wird. Außerdem kann man den Rotor des Helikopters nicht abstellen, da man ihn sonst nicht mehr starten könnte. Kurz gesagt: dieser Tag war für alle ein riesengroßes Abenteuer!
Nachdem beide Gruppen also diesen grandiosen Panoramaausblick genießen konnten und die Passagiere wieder vollzählig waren, ging es zunächst zum Everest Hotel, von wo man den gleichnamigen Berg im Hintergrund gut sehen konnte. Die Ausblicke über die umliegenden Berge sind fantastisch und eröffnen weitere tolle Fotogelegenheiten. Auf der Terrasse des Hotels fühlt man sich ein bisschen wie auf einer Alm, nur eben mit einem ganz besonderen Panoramablick. Am Everest Hotel hatten wir einen längeren Aufenthalt, ehe es wieder zurück nach Lukla ging, wo man noch einmal auftanken muss, bevor es schließlich zurück nach Kathmandu geht. Es war ein mehr als aufregender letzter Tag und am Ende war es fast eine Punktlandung, denn vom Hubschrauberlandeplatz ging es direkt zum Check-in für den Flieger nach Europa.
Unsere Nepal Gruppe 2022 mit dem dritten Auge. Der Tilaka ist ein hinduistisches Segenszeichen.
Was bleibt also von dieser Fotoreise im Gedächtnis? Ich kann für mich sagen es war eine der spektakulärsten und eindrücklichsten Fotoreisen, die wir bisher veranstaltet haben. Und so fällt es mir nicht schwer heute schon anzukündigen, dass es eine Fortsetzung geben wird.