Reisebericht Azoren 2023

Martin Skjeldal 01.08.2023

Die spektakuläre Inselgruppe der Azoren war auch dieses Jahr wieder unser Reiseziel. Nachdem wir letztes Mal eher Pech hatten, gab es dieses Mal viel schönes Licht und tolle Reisemomente. Davon zeugen die Fotos in diesem Reisebericht über eine der schönsten Destinationen „Europas“.

Wer die Azoren bereisen will, der muss mindestens einmal dort landen, es sei denn, er nimmt den Seeweg in Kauf. Das Wetter auf diesen Inseln mitten im Atlantik ist für seine Wechselhaftigkeit berüchtigt. Was für den Fotografen sehr vorteilhaft sein kann, das ist für den Piloten und seine Fluggäste häufig ein Problem. Und so musste ich auf meinem Flug auf die Insel São Miguel vor der Landung einmal durchstarten, bevor ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Nach Ankunft war dies jedoch schnell vergessen, denn es standen nun zwei Wochen Fotografieren in einem der schönsten Reiseziele Europas auf dem Programm. Aufgrund gemischter Erfahrungen bei der Premiere im letzten Jahr in einem frisch eröffneten und vielsprechenden Hotel im Zentrum Ponta Delgadas (das übrigens bis heute sehr gute Bewertungen erhält), haben wir die Unterkunft gewechselt und uns in einer Oase der Ruhe einquartiert. Zudem gibt es in diesem schönen Hotel ein tolles Frühstück und zwei Restaurants mit sehr leckerem Essen. Für das nächste Mal müssen wir uns also keine neue Bleibe suchen. Und die Möglichkeit gleich zu Beginn einer Fotoreise mehrere Nächte an einem Ort zu verbringen, ist übrigens sowieso eine schöne Sache, denn man muss nicht ständig neu packen. Überhaupt ist der Rhythmus auf dieser Tour trotz der mitunter langen Tage sehr angenehm.

São Miguel – die Hauptinsel der Azoren bietet dem Fotografen viel Abwechslung

Auf der Hauptinsel der Azoren São Miguel haben wir dann also mehrere Tage verbracht und es ist uns zumindest teilweise gelungen, was meiner Gruppe letztes Jahr verwehrt blieb. Ein Blick auf die Kraterlagunen (Caldeiras) in den Bergen der Insel zu erhaschen, ist nämlich nicht immer ganz einfach. Die Lagoa do Fogo und Sete Cidades sind häufig von Nebel bedeckt, sodass man etwas Glück benötigt, um hier erfolgreich zu fotografieren. Wenn man zur richtigen Zeit vor Ort ist, dann entstehen erstaunliche Lichtsituationen für atemberaubende Fotos. Manchmal kommt man aber auch umsonst. Das Schöne an den Azoren, und das haben wir ja auch letztes Jahr schon erleben dürfen, ist die Tatsache, dass man immer irgendwo gutes Wetter hat. Wenn im Osten der Insel die Sonne scheint, kann oben in den Bergen dichter Nebel sein und im Westen kann es regnen. Das Wetter wechselt zudem oft schnell und das sind doch eigentlich perfekte Zutaten für die Landschafts- und Naturfotografie. Im Grunde möchte man im Idealfall ja den Wechsel zwischen gutem und „schlechtem“ Wetter fotografieren. Wenn die Sonne durch die dunklen Wolken bricht und Regenbogen erstrahlen, dann schlägt das Fotografenherz höher.

Dafür braucht es allerdings auch etwas Geduld, denn auf den Azoren weiß man nie so genau was der Tag so bringt. Auch die modernste Technologie, die für die verschiedenen Wetter-Apps genutzt wird, kann das nicht leisten. Insbesondere nicht auf den Azoren, wo das Wetter auch stark von Mikroklimas beherrscht wird, die kaum genau vorherzusagen sind. Irgendwie auch schön, dass wir uns in Zeiten künstlicher Intelligenz noch ein bisschen Unberechenbarkeit bewahrt haben. Am Ende unserer vier Tage auf der Insel São Miguel hatten wir also geschafft, was mir zuvor bei mehreren Anläufen nicht gelungen war: einen Blick auf die Lagoa do Fogo zu erhaschen. Interessanterweise war bei diesem Sonnenaufgang das Licht in Richtung der Ostküste so besonders, dass wir zeitweise in die andere Richtung fotografiert haben. Man weiß eben nie so genau, was man bekommt und das ist auch gut so, denn es hält die Spannung aufrecht! Mithilfe von Davide, einem einheimischen Fotografen, der uns auf São Miguel immer begleitet und der die Insel wie aus seiner Westentasche kennt, haben wir auch wieder einige neue, weniger bekannte Orte besucht. Wie sich herausstellte, sind die bekanntesten Wasserfälle São Miguels nicht unbedingt die schönsten, sondern vielleicht nur diejenigen, die man am einfachsten erreichen kann. Auf jeden Fall war unsere Zeit auf der Hauptinsel durchaus erfolgreich, sodass wir guten Mutes die Weiterreise antreten konnten.

Pico – meine große Liebe auf den Azoren

Nicht jeder ist mit mir einer Meinung. Vor allem nicht jeder Azoreaner. :) Für mich persönlich ist Pico eine der schönsten Inseln der Azoren. Der namensgebende Vulkan Pico, mit 2.351 Metern zugleich der höchste Berg Portugals, ist weithin sichtbar, sodass man ihn auch gut von den benachbarten Inseln Faial und São Jorge fotografieren kann. Pico ist übersät mit weiteren kleinen Kratern zwischen denen die Kühe grasen und die Luft wunderbar klar und rein ist. Schon beim Anflug konnten wir dieses tolle Panorama sehen. Und auch das ist nicht selbstverständlich, denn was für São Miguel gilt, ist ebenso auf der Insel Pico und auf allen anderen Azoren-Inseln der Fall. Die Berge sind häufig von Wolken und Nebel bedeckt. Unser erster Tag auf Pico war trotzdem wunderschön, fast schon zu schön, denn es fehlte etwas die Dramatik. Man kann eben nicht immer alles haben! Für den Besuch des malerischen Örtchens Lajido war das Wetter jedenfalls ideal, denn man konnte die grauen Häuser aus Lavagestein mit ihren roten Fensterläden und Türen mit dem Vulkan Pico im Hintergrund fotografieren. Daneben stand unser Aufenthalt auf der Insel auch wieder ganz im Zeichen der Weinkultur. Die Geschichte dazu ist nicht minder beeindruckend und die Weinfelder in den Lavafeldern sowieso. Wie gewohnt kam hier auch der Genuss nicht zu kurz, denn neben der Fotografie war auch die Verkostung von Wein Teil des Programms. Zudem war auch das Essen wie immer hervorragend, was übrigens für den gesamten Aufenthalt gilt. Unsere Azoren Fotoreise könnte man guten Gewissens auch als Genussreise bezeichnen. :)

Rauch der kanadischen Waldbrände über den Azoren

Ein interessantes Phänomen kam dann an Tag zwei noch ins Spiel. Bereits am Vorabend bot der Sonnenuntergang schon ein besonders schönes Farbspiel, ähnlich wie in Afrika. Am nächsten Tag war dann gut zu erkennen wie ungewöhnlich dunstig der Himmel aussah. Etwas später haben wir erfahren, dass dies der Rauch war, der durch die Waldbrände in Kanada verursacht wurde. Glücklicherweise ist das so weit entfernt von den Brandherden gesundheitlich unbedenklich, da sich der Rauch relativ hoch in der Luft befand, aber fotografisch ist dieses Szenario leider auch ziemlich suboptimal. In den unterirdischen Lavatunneln Picos war der Rauch allerdings weniger problematisch, sodass der Besuch dieser beeindruckenden unterirdischen Tunnels wieder sehr spannend war. Ein glücklicher Zufall ergab sich dann auch noch. Wir waren zufällig während der Feierlichkeiten zu Ehren der Schutzpatronin der Fischer und Seefahrer vor Ort. Die Prozession der Boote und den daran anschließenden Umzug durch die Straßen haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ich bleibe dabei: Pico ist einfach klasse!

Pottwale und Delfine vor der Küste Picos

Auch die Walbeobachtung vor der Küste Picos war dieses Mal etwas ganz Besonderes. Nach einigen Delfinarten, die wie immer sehr nah am Boot auftauchten, haben wir eine große Familie Pottwale gesehen. Es müssen etwa 15 Individuen gewesen sein. Selbst unsere Guides, die hier jeden Tag auf Tour sind, hatten eine derart große Ansammlung an der Wasseroberfläche vorher noch nicht gesehen. Interessant ist es zu beobachten, wie Pottwale beim Erholen und Schlafen senkrecht im Wasser stehen und nur die Köpfe aus dem Wasser schauen. Ansonsten liegen sie flach im Wasser. Beides ist fotografisch eher kompliziert, besonders wenn man relativ weit entfernt ist. Die Regel, sich Walen nicht allzu sehr anzunähern, wurde strikt eingehalten und so ist man darauf angewiesen, dass das Motiv sich auf den Fotografen zu bewegt, was nicht immer der Fall ist. Manchmal muss man eben den Moment auch mal ohne Kamera genießen können.

Faial – endlich mit Ausblick auf die Caldeira

Mit der Fähre ging es dann nach drei wundervollen Tagen auf Pico weiter zur benachbarten Insel Faial, dem Mekka aller Weltumsegler. Neben dem bunten Yachthafen sind auch hier die Vulkane das bestimmende Fotomotiv. Bei meinem dritten Besuch auf der Insel war es mir dann auch endlich vergönnt die große Caldeira der Insel zu sehen, denn auch sie war bisher immer von Wolken und Nebel verdeckt. Was mir auf Faial besonders gut gefällt, ist der noch junge Vulkan, der erst vor 66 Jahren entstanden ist und ursprünglich im Meer ausgebrochen ist, von wo eine Verbindung zur Insel entstanden ist. Es ist sozusagen noch „junge“ Erdgeschichte. Wie immer war der Wind in dieser Ecke der Insel sehr stark, sodass ich die Drohne wieder nicht da hinfliegen konnte, wo ich es mir vorgenommen hatte. Es bleibt eben immer etwas fürs nächste Mal.

Flores und Corvo – meine neue Liebe

Nach einem tollen Abschiedsabendessen habe ich meine Gruppe dann auf Faial verabschiedet, um selbst noch zwei weitere Azoren-Inseln zu besuchen: Flores und Corvo. Nach Ankunft in Flores habe ich mich wieder mit Bruno, einem befreundeten Fotografen von der Azoren-Insel Terceira, getroffen. Zusammen haben wir an den folgenden Tagen diese wunderschöne sattgrüne Insel erkundet. Gut, dass Bruno sich schon bestens auskannte, denn so waren wir immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Flores ist trotz einiger Ähnlichkeiten mit den anderen Inseln schon eine echte Besonderheit. Man könnte die Insel mit ähnlichen Worten beschreiben, aber alles erscheint noch ein bisschen extremer. Die Klippen sind noch steiler und tiefer, und damit sind auch die Wasserfälle noch spektakulärer. Und wenn man das Glück hat die kleine benachbarte Insel Corvo ohne Wolken und Nebel zu sehen, was mir tatsächlich auch gelungen ist, dann ist das wohl die schönste Caldeira der Azoren. Corvo erreicht man mit einem Motorboot und dies bietet auch eine tolle Gelegenheit unterwegs einige Meeressäugetiere zu beobachten und die steile Felsküste von Flores abzufahren, die wirklich spektakulär ist. Dabei sind wir auch in riesige Höhlen gefahren und hinter Wasserfällen hindurch. Flores besticht außerdem mit seiner ländlichen Atmosphäre und den endlosen Hortensienhecken, mit denen die Weideflächen hier unterteilt wurden. Die Vegetation ist sattgrün und besonders schön ganz oben rund um die Kraterseen, wo keine Weideflächen geschaffen wurden, sondern die Insel noch so aussieht, wie sie auf natürlichem Wege entstanden ist. Ich denke wir sollten Flores bei der nächsten Azoren Fotoreise fest ins Programm aufnehmen. Da es mir äußerst schwer fällt, andere Teile dieser Tour zu „opfern“ wird es vielleicht eine XL-Tour sein. Nächstes Jahr machen wir eine Pause, aber Ende Juni/Anfang Juli 2025 gibt es dann die Fortsetzung. An dieser Stelle noch einmal mein Dank an meine Teilnehmer, die jederzeit so flexibel und spontan waren, um sich kurzfristig bietende Fotogelegenheiten zu ergreifen und das Programm so zu gestalten wie es für uns Sinn ergab. Auch unser neuer Guide Filipe war super, während Davide, wie schon gesagt, wieder eine Bank war. Auch wenn Jenny keine Fotografin ist, so hat sie uns doch wieder super auf Pico und Faial unterstützt und ohne Bruno wäre mein Aufenthalt auf Flores sicher fotografisch nicht so ergiebig ausgefallen. Ich bin froh, dass wir so ein super Team haben, auf das wir uns jederzeit verlassen können!

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