Als die Welt durch die Corona Pandemie noch nicht stillstand, haben wir eine wundervolle Costa Rica Fotoreise veranstaltet. Was wir dabei sehen, fotografieren und erleben konnten, möchte ich euch heute im Blog berichten. Die Fotos zum Artikel haben dieses Mal die Teilnehmer beigesteuert.
Als wir Mitte Februar in den Flieger nach Costa Rica stiegen, war das Coronavirus noch eher Randnotiz. Alles was damit zu tun hatte war noch ganz weit weg, scheinbar auf eine chinesische Metropolregion begrenzt, die man noch nie zuvor gehört hatte. Das Timing für unsere Costa Rica Tour sollte sich als nahezu perfekt herausstellen. Früh genug, um ohne Einschränkungen und Sorgenfalten zu reisen, spät genug, um die Zeiten von Homeoffice und sozialer Kontaktarmut mit lebendigen Erinnerungen zu füllen.
Für uns als Veranstalter ist Costa Rica eine der Fotoreisen, die wir relativ entspannt angehen können, denn dort sind wir unter normalen Umständen weniger mit Unwägbarkeiten konfrontiert als anderswo. Wir wussten zuvor bereits das Wetter würde zu dieser Zeit mit ziemlicher Sicherheit mitspielen, Inlandsflüge waren vor Ort nicht mehr nötig und die Tiere würden auch bei unserer Ankunft in den verschiedenen Landesteilen jederzeit in großer Zahl präsent sein. Außerdem hat Costa Rica den Ruf ein besonders sicheres Reiseland zu sein, was für uns nicht so relevant ist, da ihr auf allen unseren Reisen stets sicher seid, aber gut für den Kopf ist sowas allemal. Tatsächlich hat das Land keine eigenen Streitkräfte und man sieht kaum Polizei. Das ist dann doch schon ein wesentlicher Unterschied zu anderen Ländern Lateinamerikas. Also alles easy sollte man meinen. Im Grunde genommen schon, denn wir machen uns ja den Großteil der Gedanken schon bevor die Reise losgeht. Trotzdem geht man als Veranstalter natürlich jede Reise mit einer Portion gesundem Respekt an. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass unangenehme Überraschungen im Leben gerade dann lauern, wenn man es sich allzu bequem gemacht hat und überhaupt nicht damit gerechnet hätte. Ich denke unter dem Strich ist das schon eine gute Arbeitsteilung: ihr entspannt euch, fotografiert und genießt, ich bleibe wachsam. Im Ernst: Costa Rica wurde auch dieses Mal dem Leitspruch "Pura Vida" mehr als gerecht. Meiner Fotogruppe ging es da ganz genauso!
Der Reiseverlauf für Costa Rica hatte sich quasi wie von selbst ergeben. Wir haben wieder eine klassische Rundreise gemacht, die in der Hauptstadt San Jose startete und endete. Die Route führte uns vom Hochland San Joses zunächst über die Berge des Braulio Carrillo Nationalparks (der einzige Nationalpark Costa Ricas durch den eine Straße führt) bis an die Karibikküste. Hier hatten wir eine Premiere eingeplant, denn das Pacuare Reservat war bislang noch nicht Teil unserer Tour gewesen. Unsere einfache, aber wunderschön gelegene Lodge liegt inmitten dieses vom Tourismus noch weitgehend verschonten Feuchtgebietes. Es standen hier täglich mehrere Bootsfahrten durch die Flussläufe auf dem Programm, auf denen wir als Gruppe, wie während der gesamten Tour, ganz unter uns waren. Der Artenreichtum des Reservates ist grandios und wir konnten viele Tiere sichten und fotografieren. Die Landschaften und die Tierwelt sind im Pacuare Reservat im Prinzip dieselben wie im weiter nördlich gelegenen und weithin bekannten Tortuguero Nationalpark, nur eben ohne die Touristenströme.
Von der Karibikseite ging es dann im Anschluss weiter in den Norden Costa Ricas. Am Grenzfluss zu Nicaragua liegt eine wunderbare Eco-Lodge, die ebenfalls umgeben von Urwäldern ist und auch durch die vielen exotischen Vögel geprägt ist, die man schon vor dem Frühstück vom Hauptgebäude aus fotografieren kann. Spannend war hier wie immer auch die Nachtwanderung, bei der wir es hauptsächlich auf die kleinen bunten Frösche abgesehen hatten. Nachts ist man, auch aufgrund der vielen nachtaktiven Tiere, mit einem ganz anderen Gefühl unterwegs. Ich sag mal so, der Platz ganz hinten ist der am wenigsten beliebte. Mit dem Boot konnten wir dann noch einen Grenzposten besuchen, den man leicht übersieht und Krokodile und andere Flussbewohner fotografieren. Auch der riesige "Avatar Baum" war schön anzusehen. Etwas erstaunt waren wir allerdings über die Costa-Ricaner, die am Flussufer mit ihren Kindern baden gehen, nachdem wir kurz zuvor noch ein fünf Meter langes Krokodil gesehen hatten. Unser lokaler Guide hat uns aber versichert die Einheimischen wissen genau wo die Krokodile zu finden sind und wo nicht. Außerdem stehen Menschen wohl auch nicht auf ihrem Speiseplan. Irgendwie beruhigend dachte ich mir.
Was mich immer wieder fasziniert und was ich deshalb auch gerne immer wiederhole ist die Tatsache, dass es auf jeder Reise, die ich wiederholt antrete, immer wieder ganz andere Höhepunkte gibt. Jeder Tag und jeder Moment an einem bestimmten Ort ist anders. Sei es das Licht, die Begegnungen mit Einheimischen, oder die Tiere, die sich uns zeigen. Diese Tatsache ist übrigens eng verbunden mit einer wichtigen Fotografenweisheit: Man muss die Motive dann festhalten, wenn sie sich offenbaren. Und nicht auf dem Rückweg, nicht am nächsten Tag, wenn man an dieser Stelle nochmal vorbeikommt, und auch nicht, weil man jetzt doch lieber an der Bar ein Bier trinken möchte. Das ist die Faszination der Fotografie, denn jeder Moment ist einzigartig!
Unterm Strich kann man sagen wir hatten wieder riesiges Glück auf dieser Tour. Das Glück des Tüchtigen, der gut vorbereitet ist, würde ich allerdings ergänzen. Warum, das will ich euch gerne anhand der Aussagen von unserem Teilnehmer Berthold erklären. Wir hatten nämlich mit Berthold und Beatrix ein Ehepaar dabei, das vor einigen Jahren in Costa Rica schon auf eigene Faust unterwegs gewesen war. So wie meine Frau und ich auf unserer Hochzeitsreise in Costa Rica auch, per Mietwagen. Allerdings haben die beiden während dieser Individualreise nicht annähernd eine vergleichbare Anzahl an Tieren sehen können wie bei uns. Das liegt daran, dass wir unsere Fotoreisen explizit nach diesen Kriterien planen, nämlich nach der Maximierung der Fotogelegenheiten, was in Costa Rica vor allem die Tierfotografie beinhaltet. Nach diesen Kriterien suchen wir die Lodges und Zielgebiete aus und deshalb arbeiten wir mit lokalen Guides zusammen, die uns darin unterstützen. Darum hat mich das Feedback der beiden besonders gefreut, denn es ist eine gute Bestätigung dafür, dass unsere Philosophie nicht aus leeren Versprechungen besteht. Letztlich bezahlt ihr ja auch mehr Geld für eine Fotoreise bei uns als für eine normale Pauschalreise und das ist bei uns gut angelegt! Berthold und Beatrix waren von der Reise begeistert und mit ihrer Fotoausbeute mehr als zufrieden.
Aber zurück zu unserer Reiseroute. Nachdem wir das Grenzgebiet zu Nicaragua verlassen hatten, kamen wir durch eine der Touristenhochburgen des Landes am Fuße des Vulkans El Arenal. Das Örtchen La Fortuna ist dann auch ein großer Kontrast zu den vorher von uns besuchten Regionen. Allein die Tatsache wieder in einer größeren Ansammlung von Häusern zu spazieren war schon ungewohnt. Für ein paar Souvenirs hat der Zwischenstopp immerhin gereicht und so ging es dann weiter zu den Hängebrücken im nahegelegenen Nationalpark. Auch hier ist alles bestens organisiert und entsprechend "touristisch", aber durch die relativ späte Ankunftszeit am Nachmittag hatten wir nicht nur sehr schönes Licht auf den in der Ferne sichtbaren Vulkankegel, sondern auch relativ wenig Berührungspunkte mit anderen Besuchern. Auf wackeligen Hängebrücken durch die Baumkronen zu spazieren ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Auch wenn die Tierbeobachtungen dabei eher in den Hintergrund treten. Wer schon einmal mit Zoom-Expeditions unterwegs war, dem ist ja schon bekannt: bei uns wird zwar ernsthaft fotografiert, aber der Spaß soll dabei keinesfalls auf der Strecke bleiben! Unser Tagesziel in der Provinz Guanacaste haben wir dann erst nach Einbruch der Dunkelheit erreicht.
Letzteres ist manchmal gar nicht so schlecht, denn es sorgt für einen gewissen Aha-Effekt, wenn dem Besucher erst am nächsten Tag auffällt, dass er schon wieder an einem paradiesähnlichen Ort gelandet ist. Auch in dieser Lodge konnten wir dann schon vor dem Frühstück jede Menge exotischer Vögel fotografieren und beobachten, wie die quirligen Kolibris, Montezumastirnvögel mit ihren charakteristischen, mechanisch klingenden Lauten, Tukane, und viele andere mehr. In der Ferne konnte man von der großen Terrasse der Lodge außerdem den Vulkan Miravalles bestaunen. Unser Kellner Johnny hatte uns übrigens am Vorabend von seinem anderen Job auf einer Farm erzählt. Dort könne man mit guter Wahrscheinlichkeit Tapire antreffen und so stand dann auch schon der erste Programmpunkt für den Vormittag fest. Frei nach dem Motto: Go with the flow! Und dieser Tag sollte dann ein schönes Lehrbeispiel für Tierfotografie werden, denn exotische Tiere anzutreffen und ästhetisch schön abzubilden sind zwei Dinge die nicht immer zwangsläufig zusammenkommen. Und das liegt nicht nur an den Fähigkeiten des Fotografen. Ja, wir konnten eine Tapir Mutter mit ihrem Jungen sehen, was ein tolles Erlebnis war. Aber es hatte sich sehr zu unserem Leidwesen hinter dichtem Gestrüpp versteckt. Solche Momente erinnern uns Reisefotografen daran auch mal ohne Kamera zu genießen und so fiel es der Gruppe auch nicht allzu schwer sich mit dem Erlebnis an sich begnügen. Zudem sollte es nicht die letzte Begegnung mit Tapiren werden. Aber dazu gleich mehr! Ganz nebenbei konnten wir auf dem weitläufigen Gelände an diesem Vormittag übrigens unter anderem auch noch Tukane, Faultiere und ein Kolibri-Nest mit Jungem sehen. Eigentlich nur ein ganz normaler Tag in Costa Rica! :)
Nach einem darauffolgenden Reisetag über die Panamericana entlang der Pazifikküste, wo wir auf halber Strecke noch einen schönen Bootsausflug machten, erreichten wir ziemlich ermattet unsere nächste Lodge, die hoch auf einem Felsen über der Pazifikküste thronte. Von hier ging es dann am nächsten Tag erstmals auf die Osa Halbinsel. Der Tagesausflug war mit einem ziemlich langen und schaukligen Bootsausflug verbunden, aber die Anstrengungen lohnten sich definitiv, denn wir konnten hier - wie bereits erwähnt - schon wieder zwei Tapire bestaunen und dieses Mal hautnah und ohne Gestrüpp. Die Tatsache, dass auch dieses Mal das Licht nicht ideal war: geschenkt! Wann kommt man derart seltenen Tieren in freier Wildbahn schon einmal so nah! Und so konnten wir nach einigen Beweisfotos auch einfach mal ehrfürchtig genießen. Tapire gelten als stark gefährdet und so standen wir vor zwei von weniger als 5.500 wildlebenden Exemplaren. Auf dem Rückweg fuhren wir dann mit dem Boot noch einen Schlenker durch die Mangrovenwälder, ehe es zurück in die Lodge ging. Ein zweites Highlight des Tages waren für mich die skurrilen Astvögel, die tagsüber auf Baumstümpfen schlafen und so gut getarnt sind, dass man schon mindestens zweimal hinschauen muss, um sie zu entdecken.
Für die nächsten drei Tage quartierten wir uns dann direkt auf der wunderschönen Osa-Halbinsel ein. Sie gilt laut National Geographic als artenreichstes Fleckchen unserer Erde. Das Tent Camp in dem wir übernachteten liegt zwischen dem schwarzen Vulkansandstrand der Pazifikseite des Corcovado Nationalparks und dem dahinterliegenden Regenwald. Die Brandung ist hier bei Flut so laut, dass es den einen oder anderen aus dem Schlaf gerissen hat. Die Sonnenaufgänge- und -untergänge sind fantastisch und jedes Mal wieder ein Erlebnis. Einziger Wermutstropfen: es kann ganz schön heiß sein, wenn man sich in der Mittagshitze in die Sonne begibt. Aber für diese Zeit stehen auf dem Gelände genügend Hängematten bereit. :) Was bleibt von dort sonst noch in Erinnerung? Auf jeden Fall konnte man super entschleunigen und der entspannte Rhythmus ließ auch mal Raum für den einen oder anderen Sonnenuntergangs-Zeitraffer, oder auch für die eine oder andere Massage wie ich hörte. Ein Spektakel ist es auch jedes Mal wieder die roten Aras zu beobachten, die hier in großer Zahl heimisch sind. Tolle Flugmanöver und -choreographien gilt es fotografisch festzuhalten. Die Geräusche der Vögel sind außerdem ein Erlebnis für sich!
Als nächstes Tour Ziel hatten wir dann den ultimativen klimatischen Kontrast im Programm! Denn von der schwül-heißen Pazifikküste ging es hinauf in die Berge Costa Ricas. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang haben wir es auf den Cerro de la Muerte auf 3.450 Meter geschafft. Bei fantastischem Licht und einem Temperaturunterschied von fast 30 Grad im Vergleich zum Pazifik war die Stimmung dann trotz des plötzlichen Temperatureinbruchs richtig ausgelassen. Die Paramo Vegetation ist wunderschön und die Sonne tauchte die Szenerie in sanftes, warmes Licht. Ein unvergesslicher Tag, den wir mit einem leckeren Abendessen in unserer traumhaft gelegenen Lodge abschließen konnten. Auch hier offenbarte sich die Schönheit des Geländes unserer Unterkunft erst nach Tagesanbruch. Auf 2.200 Metern in einem langgezogenen Tal sind wir umgeben von wunderschön angelegten Gärten, in denen sich um die zahlreichen Blüten die Kolibris tummeln. Hier ist auch der Lebensraum eines der gefragtesten Vögel der Welt, dem Quetzal. In kann es vorwegnehmen, auch dieses seltene Tier, das man auch den Göttervogel nennt, konnte die Gruppe aus nächster Nähe beobachten und fotografieren.
Und so muss ich langsam zugeben, auch ich werde noch zum absoluten Vogelliebhaber! Früher war diese Faszination bei mir noch nicht so ausgeprägt, aber auf meinen letzten Reisen ist das immer mehr geworden. Die Artenvielfalt ist riesengroß und inzwischen ist es auch für mich super spannend diese Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Sehr empfehlen kann ich euch die App "Merlin Bird ID" der Cornell University. Man kann sich für jedes Land der Welt ein "Vogelpaket" herunterladen und die Tiere dann auf verschiedene Weise identifizieren. Wir hatten zum Glück mit Franz einen super Guide, der uns jederzeit mit den Namen der Vögel versorgen konnte. Toll finde ich auch die Möglichkeit die charakteristischen Geräusche und Gesänge der Vögel anzuhören. Da eröffnet sich nochmal eine ganz neue Welt, wenn man zum Beispiel einen Gesang erkennt und weiß welcher Vogel das ist, ohne ihn zu sehen. Nie vergessen werde ich zum Beispiel den Vogel, der sich wie eine rostige Schaukel anhört (Black-faced Solitaire). Nachdem Franz mich auf ihn aufmerksam gemacht hatte, verfolgte mich das Geräusch den ganzen Tag, oder anders gesagt, der Vogel bzw. einer seiner Artgenossen war quasi ständig gegenwärtig in diesem wunderschönen Tal in den Bergen Costa Ricas.
Unsere Costa Rica Gruppe zum Sonnenuntergang auf dem Cerro de la Muerte
Und dann war diese Costa Rica Fotoreise auch fast schon wieder zu Ende. Nach einer letzten Nacht in der Kaffeeregion und einem Kurztrip zum Krater des Vulkans Irazú ging es wieder in Richtung San José und der Rückflug stand an. Am Ende konnte ich nur sagen: Costa Rica ist immer wieder eine Reise wert. Egal wo wir uns im Land aufhielten, die spannende Tierwelt des Landes war bei uns selten mehr als ein paar Schritte entfernt. Das ist das Hauptkriterium bei der Auswahl unserer Unterkünfte. Wir wollen immer mittendrin sein. So sind die ersten Fotos meist schon vor dem Frühstück im Kasten und wir sind allzeit bereit die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt zu fotografieren. Costa Rica enttäuscht uns nie und deshalb freue ich mich auch schon jetzt auf das nächste Mal!
In diesem Sinne: lasst euch nicht von Corona die Laune verderben, sondern geht doch einfach mithilfe eurer Fotoarchive auf Reisen! Die Fotos vergangener Reisen sind jetzt der ideale Stimmung-Aufheller und es gibt sicher noch das eine oder andere Foto zu sortieren und zu bearbeiten! Und wenn dann endlich alles vorbei ist, stehen wir euch auf jeden Fall mit dem passenden Angebot zur Verfügung, denn die nächste Reise kommt bestimmt! ;)
P.S.: Ich bin übrigens megastolz auf meine Gruppe, wenn ich mir die Bilder meiner Teilnehmer betrachte. Klickt euch auf jeden Fall durch die Galerien, um sie auch in groß zu sehen!
Artikelfoto mit Papageienschwarm © Frank Jahnke