Reisebericht Azoren 2022

Martin Skjeldal 04.08.2022

Im Juni konnte endlich unsere erste Azoren Fotoreise stattfinden. Wir hatten viele schöne Momente und die Inseln São Miguel, Pico und Faial haben sich uns in all ihren Facetten offenbart. Was wir dabei erlebt haben, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen, der natürlich auch mit vielen Fotos illustriert ist.

Wie bei vielen anderen Fotoreisen der letzten zwei Jahre mussten wir auch mit unserer Azoren Fotoreisen-Premiere länger warten als gedacht. Im Juni aber konnte sie dann endlich stattfinden. Bevor die Gruppe eintraf, war ich noch zum Scouten auf der Insel Terceira und somit sind die ersten Bilder aus Gründen der Chronologie von meinem "Vorprogramm". Ich kann es gleich vorweg nehmen: Unsere Fotoreise ist auch ohne Terceira gut genug. Die Insel ist ebenfalls sehr schön und weist einige Gemeinsamkeiten mit den anderen Inseln auf, aber für unsere Tour würde sie nichts gänzlich Neues beisteuern. Okay, Terceira ist die einzige Insel der Azoren auf der auch mal ein amerikanischer Präsident gelandet ist. Im Grunde bietet sie im Vergleich aber landschaftlich nichts Neues. Für mich persönlich war die Zeit vor Ort sehr schön. Ich konnte eine neue Freundschaft mit dem lokalen Fotografen Bruno Ázera schließen, der mich während meiner Zeit vor Ort begleitet hat. Außerdem muss ich der Vollständigkeit halber auch noch zugeben, dass, wenn man es ganz genau nimmt, Terceira doch eine Besonderheit hat. Sie hat offiziell den einzigen Vulkan der Welt in dem man spazieren gehen kann. Er heißt Algar do Carvão und ich muss sagen der Blick nach oben zu der runden Öffnung durch die das Tageslicht einfällt ist durchaus imposant. Da ich Höhlen aber offen gestanden noch nie so richtig etwas abgewinnen konnte, werden wir bei dem Reiseverlauf ohne Terceira bleiben. Auch wenn Bruno das vielleicht nicht so gerne hört, denn er kommt gebürtig von dort. Zusammenfassend kann ich festhalten Terceira ist durchaus einen Besuch wert, aber wenn man sich zwischen neun verschiedenen Inseln, aus denen die Azoren bestehen, entscheiden muss, dann ist die Konkurrenz natürlich auch entsprechend groß. Und eine Lavahöhle haben wir in Pico ja auch noch im Programm. Ganz verzichten müsst ihr also nicht auf die vulkanischen Landschaften unter der Erde.

Also zurück zu unserer Gruppenreise. Ich hatte dafür drei verschiedene Inseln vorgesehen, die einen schönen Querschnitt der Azoren abbilden. Die ersten Tage verbrachten wir zunächst auf der grünen "Hauptinsel" der Azoren, São Miguel. Unser Ziel war es dort vor allem die vielen schönen Kraterseen zu fotografieren, die von grünen Abhängen und üppiger Vegetation umgeben sind. Man findet sie insbesondere im Westen der Insel vor, rund um Sete Cidades. Da es auf den Azoren selten einen Tag gibt an dem keine Wolken über den Himmel ziehen, sollte dabei auch für die nötige Dramatik gesorgt sein. Leider war es dieses Mal meist ein Quäntchen zu viel Dramatik und vor allem Nebel, der über den Bergen hing und dieses Ziel doch ziemlich erschwerte. Das durchwachsene Wetter hat sich leider ein bisschen wie ein roter Faden durch diese Tour gezogen. Schade, denn das war natürlich auch ein bisschen Pech.

Zum Glück konnten wir aber gleichzeitig auch ein bekanntes Sprichwort der Insulaner auf seine Richtigkeit überprüfen das da lautet: Das schöne Wetter ist nie weiter als 5 Minuten entfernt. Und so kann man, wenn der Nebel über den Bergen hängt, einfach runter an die Küste fahren und dann steht man auf einmal wieder im Sonnenschein. Irgendwo scheint auf den Inseln jedenfalls immer die Sonne, was übrigens auch für Regenbögen gilt, die sehr häufig auftreten. Die gewünschte Dramatik hat sich uns definitiv gezeigt. Wer die Zoom-Reisen kennt, der weiß außerdem, dass wir sehr flexibel sind und nicht stur unseren Reiseverlauf abarbeiten, was uns immer wieder spontane und besondere Momente garantiert. Dieses Mal gehörte hier vor allem der spontan beschlossene Besuch des Fischerdorfes Rabo de Peixe dazu. Eigentlich ein Ort, den man als eine Art Problembezirk Sâo Miguels bezeichnet. Hier wurden beispielsweise die Corona Infektionszahlen besonders in die Höhe getrieben, was bedingt ist durch die einfachen Lebensbedingungen (man lebt hier auf engstem Raum) und vielleicht auch durch ein etwas geringeres Bewusstsein für diese Problematik insgesamt. Jedenfalls hat uns David, der lokale Fotograf mit dem wir unterwegs waren, diesen Tipp gegeben und wir haben sofort zugestimmt. In Rabo de Peixe kommt selten ein Tourist vorbei und so hatten wir das Treiben an der Uferpromenade ganz für uns allein. Während die einen Schiffswracks, kreischende Möwen und den obligatorischen Regenbogen fotografierten, konnte der übrige Teil der Gruppe etwas Streetfotografie betreiben und Porträts von Fischern machen. Dabei geriet der eigentliche Reiseverlauf für diesen Tag schnell in Vergessenheit. Es war erstaunlich und überraschend wie unkompliziert man uns gestattete hier zu fotografieren. Mit einem lokalen Guide und dem nötigen Fingerspitzengefühl kommt man doch schon ziemlich weit in diesen Situationen. Dieser Morgen bleibt jedenfalls in besonderer Erinnerung.

Aber zurück zu den Lagunen. Zwischendurch hat sich der Nebel dann doch auch mal gelichtet und so konnten die Teilnehmer durchaus erkennen, warum wir so große Anstrengungen unternommen hatten hier zur richtigen Zeit an den richtigen Foto-Spots zu sein. Von São Miguel ging es dann weiter nach Faial. 1957 ist vor dieser Insel nach massiven Erdbeben etwa einen Kilometer vor der Küste ein Unterwasservulkan ausgebrochen, der Faial ein gutes Stück wachsen ließ. Die Vulkanasche hatte seinerzeit den gesamten Leuchtturm bedeckt, der heutzutage ein Museum ist. Das ist Erdgeschichte hautnah und ein toller Kontrast zu dem sattgrünen Erscheinungsbild der übrigen Insel. Bekannt ist Faial auch für den bunten Hafen, der Anlaufstelle für Segelyachten ist und der uns wieder viele schöne Fotomotive geboten hat. Leider hat sich uns auf Faial der große Hauptkrater, der aufgrund eines Erdbebens kein Wasser mehr führt und auf dessen Rand man wandern kann, nicht gezeigt. Wir haben stattdessen wieder Zeit an der sonnigen Küste verbracht und einen Leuchtturm mit Blick zu den benachbarten Inseln Pico und São Jorge besucht.

Mit der Fähre ging es dann am nächsten Tag zur benachbarten Insel Pico. Da sie vor allem bekannt ist für den Weinanbau auf Lavagestein (UNESCO Weltkulturerbe) haben wir uns dort in ein Weingut einquartiert, das mitten in den Lavafeldern liegt. Spätestens jetzt war allen klar, dass dies nicht nur eine Hardcore-Fotoreise ist, sondern durchaus auch Zeit zum Genießen bietet. Kulinarisch haben wir es uns jedenfalls selten so gut gehen lassen. Von der Azores Wine Company hat man einen tollen Ausblick über die Weinreben, das blaue Meer und bei guter Sicht bis zum großen namensgebenden Vulkan, dem Pico, der über allem thront. Er ist mit seinen 2.351 Metern zugleich der höchste Berg Portugals. Am Vortag konnten wir ihn bereits von Faial aus zwischen den Wolken hervorkommen sehen. Für mich persönlich ist Pico so eine Art Lieblingsinsel der Azoren. Ich mag die Kontraste zwischen dem kargen, schroffen Lavagestein und der üppigen Vegetation, die man zwar auch andernorts auf den Azoren findet, die aber nirgends so ausgeprägt sind. So habe ich es zumindest wieder empfunden. Und das malerische Dorf Lajido an der Küste mit seinen Häusern aus grauem Lavagestein und den roten Türen und Fensterläden bietet ebenfalls wunderbare Fotomotive und Kontraste. Ganz zu schweigen von dem riesigen Drachenbaum im Garten des Weinmuseums, der mich jedes Mal wieder fasziniert. 

Von Pico aus haben wir auch unsere Walbeobachtung gemacht, denn die Azoren sind dafür einer der besten Orte weltweit. An diesem Morgen war das Wetter dann aber leider so richtig schlecht. Wir hatten unseren einzigen Regentag erwischt. Erst nach unserer Rückkehr am späten Vormittag hörte es zu regnen auf und somit war die morgendliche Zeit auf dem Meer schon etwas speziell. So speziell, dass irgendwann sogar meine Kamera gestreikt hat, was mich bis heute etwas wurmt, denn bei Regenwasser sollte das eigentlich nicht passieren. Immerhin konnten wir viele verspielte Delfine sehen, die in Gruppen auch gerne sehr nah ans Boot kamen und darunter hinweg tauchten. Leider ist die Sicht bei schlechtem Wetter nicht so gut, sodass auch die Person, die in einem Ausguck an Land nach Walen Ausschau hielt, keinen Wal für uns finden konnte. Lediglich einmal aus größerer Entfernung haben wir ein Exemplar gesehen. Das dürfte dann beim nächsten Mal gerne etwas ergiebiger werden. 

Insgesamt muss ich trotz der nicht immer idealen Bedingungen sagen es war eine sehr schöne Fotoreise, bei der man durchaus fotografisch auf seine Kosten kam. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank unseren Partnern vor Ort und an unsere Guides Rodrigo, David und Jenni, die wirklich jeden Tag mit uns neu geplant haben, um das Maximum für die Gruppe herauszuholen. Es ist einfach beruhigend zu wissen, dass man in diesem Fall nicht allein gelassen wird, sondern proaktiv Unterstützung erfährt. Natürlich braucht es in diesen Situationen auch eine flexible Gruppe, die dabei mitzieht. Und deshalb gilt mein Dank natürlich auch meinen Teilnehmern, die alle spontanen Entscheidungen mitgetragen haben und trotz ungewisser Aussicht auf einen spektakulären Sonnenaufgang bereitwillig früh aufgestanden sind. ;)

In diesem Sinne freue ich mich heute schon sehr auf das nächstes Jahr, denn wir haben unsere Azoren Fotoreise mit leichten Veränderungen auch 2023 wieder im Programm. Den Reisetermin haben wir aufgrund der diesjährigen Erfahrungen auf die zweite Junihälfte gelegt, um noch einmal die Chancen auf "gutes Wetter" zu erhöhen, ohne dass es zu heiß wird und die Hochsaison in vollem Gange wäre. Da manchem Teilnehmer der Aufenthalt dieses Mal etwas zu kurz war, bieten wir nächstes Jahr übrigens auch eine Verlängerung auf der Insel Flores an. 

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