Das Schöne an Patagonien ist, dass es Fotografen eigentlich nie enttäuscht. Diese Erkenntnis bestätigte sich auch dieses Jahr wieder, als ich mit meiner Fotogruppe am südlichen Zipfel Amerikas unterwegs war. Die Bandbreite an Motiven ist einfach nur überwältigend! Wir haben viel erlebt in diesen drei Wochen.
Viele Fragen, die mir Teilnehmer vor Abreise stellen, beschäftigen sich mit dem Wetter. Die Angst vor Ort im Regen zu stehen ist ziemlich weit verbreitet. Und so verschwende ich dann hier und da auch mal einen Gedanken an das Unwägbare. Dabei vergisst man so leicht, dass Patagonien in erster Linie von seiner Dramatik lebt, vom ständig wechselnden Licht, von dunklen Wolken, durch die das Sonnenlicht bricht, von Linsenwolken und Regenbögen und nicht zuletzt von seiner artenreichen Tierwelt. All das gab es auch dieses Jahr wieder zu bestaunen und zu fotografieren. Ein stahlblauer Himmel ist für Postkarten. Landschafts- und Naturfotografen schätzen doch die einzigartigen Momente, die so nie wiederkehren und davon gab es auch dieses Jahr wieder eine Menge.
Durch das ständig wechselnde Wetter und andere Faktoren außerhalb unseres Einflussbereiches, fallen dann auch die Höhepunkte jedes Mal wieder ein bisschen anders aus. Patagonien ist auch deshalb die perfekte Destination für Wiederholer. :) Das zeigt nicht zuletzt der Blick auf die internationale Fotografenszene. Diese Region ist und bleibt einer der großen Sehnsuchtsorte, der alle in seinen Bann schlägt, die das Naturerlebnis suchen. Der Reiz bleibt immer erhalten und frisch. Andere Wetterbedingungen, neue Begegnungen, wechselndes Licht. Die Faszination der Fotografie zeigt sich hier in all ihren Facetten. Mit den Herbstfarben hat es dieses Mal perfekt gepasst. Nachdem die Verfärbung der Blätter im letzten Jahr etwas später als üblich einsetzte, waren wir dieses Mal voll im Plan. Meine persönlichen Highlights waren auf jeden Fall die Schiffsfahrten vor den Gletschern. Der Perito Moreno und der Grey Gletscher wurden für uns perfekt ausgeleuchtet. Das hätte man im Fotostudio nicht besser hinbekommen. :) Da sind die Kameras heiß gelaufen, denn man hat ständig irgendwo ein anderes schönes Detail entdeckt. Die Schiffe fahren dort immer sehr langsam die Gletscherwand entlang, sodass sich ständig neue Perspektiven ergeben.
Ein ganz anderes Gletscher-Erlebnis hatten wir dann am Ende dieser Fotoexpedition während der Walbeobachtung. Vor dem Santa Inés Gletscher standen wir bei dichtem Schneefall und die Szenerie hatte etwas zutiefst Surreales, wie aus einer Traumsequenz. Wieder so ein einmaliger Moment! Immer wenn man denkt es geht nicht mehr oder man hat hier schon alles gesehen, wird man doch wieder überrascht. Am selben Vormittag hatten wir bereits eine sehr seltene Delfinart mit schwarz-weißer Färbung beobachten können, die vom dortigen Biologenteam überhaupt erst zum zweiten Mal in diesen Gewässern gesichtet wurde. Der perfekte Abschluss des Tages ergab sich schließlich auf dem Rückweg zum Camp, als dann noch der Himmel für kurze Zeit aufgerissen ist und somit für einen Moment noch das perfekte Licht für einen der letzten Wale des Tages lieferte. Was will man mehr?
Da gerät schon fast in Vergessenheit, dass wir auch dieses Jahr wieder einen Puma gesehen haben. Wenn man weiß wo man suchen muss, stehen die Chancen eigentlich ganz gut im Torres del Paine Nationalpark. Und da kommt unser lokaler Guide Jürgen ins Spiel, der sich auch dieses Jahr wieder ein Extralob verdient hat. Er kennt nicht nur den Namen jedes Vogels in mehreren Sprachen inklusive Latein, sondern weiß auch genau wie man die verschiedenen Tiere am besten aufspürt. So zeigte sich dann auf dieser Tour wieder einmal wie wichtig die Qualität der örtlichen Guides für unsere Fotoreisen ist. Sie tragen einen erheblichen Anteil zu ihrem Gelingen bei. Apropos Puma. Das ist ein schönes Beispiel wie der Tourismus auch zum Erhalt einer Art beitragen kann. Pumas sind in diesen Breiten eigentlich gar nicht gerne gesehen, denn sie sorgen auf den riesigen Estancias jedes Jahr für den Verlust zahlreicher Schafe. Man kann sich schon denken was das zur Folge hat, denn auf seinem Privatbesitz kann der Eigentümer quasi machen was er will und der Puma wird daher auch gejagt. Im Nationalpark Torres del Paine hingegen hat man eine Schutzzone errichtet und eine angrenzende Estancia verkauft jetzt Puma Tracking Pakete, da sie damit mehr Geld verdient als mit der Schafzucht. Man kann davon halten was man will, aber die Bestände sind dadurch enorm gewachsen. Ich kann euch die genauen Zahlen nicht nennen, aber im Torres del Paine ist die Zahl der Pumas pro Landfläche um ein vielfaches höher als andernorts. Nirgendwo sonst auf der Welt hat man deshalb so große Chancen einen Puma in freier Wildbahn zu sehen wie hier, denn diese Wildkatze ist normalerweise äußerst schwer aufzuspüren, da sie sehr scheu ist, nachtaktiv und in großen Revieren lebt.
Was bleibt sonst noch in Erinnerung? Sicher unser einziger Regentag, an dem wir den Nationalpark Torres del Paine früher als geplant verließen und auf dem Weg anhielten, als wir Kondore sahen. Nach dem wir ausgestiegen waren, wurden wir dann nach und nach von kleinen Gruppen direkt überflogen. Es müssen insgesamt 30-40 Kondore gewesen sein. So etwas hatte noch nicht einmal unser Guide Jürgen zuvor erlebt, obwohl er hier jedes Jahr die komplette Saison verbringt. Aber auch unser Aufenthalt auf einer Estancia im Nationalpark Los Glaciares in Argentinien wird den Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben. Dort werden Herford Rinder und Schafe gezüchtet und die Gauchos gehen ihrer täglichen Arbeit nach, was uns sehr schöne Motive lieferte. Die malerischen Landschaften, mit schneebedeckten Bergen und dem Seitenarm des Lago Argentino, an dessen Ufer die Estancia liegt, tragen ihr übriges dazu bei. Dadurch war auch diese Patagonien-Expedition wieder sehr abwechslungsreich und fotografisch extrem ergiebig, auch wenn uns das erhoffte Alpenglühen am Fitz Roy dieses Mal nicht vergönnt war. Patagonien ist einfach eine Traumdestination, die immer spannend bleibt, egal wie oft man schon dort war. Nächstes Jahr mache ich allerdings erstmal eine Patagonien Pause. :) Heiko wird mich deshalb vertreten, denn er kennt sich vor Ort ebenfalls bestens aus. Selbstverständlich haben wir mit Jürgen wie einen der besten lokalen Guides im Team. Ich selbst werde dann vermutlich 2020 wieder mit einer Gruppe dort sein und kann es heute schon kaum erwarten...
Hier sind noch einige weitere Impressionen von dieser Fotoreise. Teilnehmerfotos folgen.