Im November fand unsere neunte Nordlichter Fotoreise in Nordnorwegen statt. Dieses Mal hatten wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht. Neben der Nordlichter Jagd auf der Insel Kvaløya und dem Festland haben wir eine mehrtägige Tour auf einer Segelyacht gemacht. Es war ein fantastisches Erlebnis, das nicht das letzte dieser Art bleiben wird.
Die lohnenswertesten Unternehmungen liegen außerhalb unserer Komfortzone. Dies konnten wir schon oft auf unseren Fotoreisen beobachten. Ich bin sicher ihr könnt uns das so bestätigen. So war es auch in Nordnorwegen und ich kann es gleich vorweg nehmen: die Gruppe war sich einig, dass es auch so sein sollte. Ganz selbstverständlich ist das Gelingen von Fotoreisen mit dem Schwerpunkt Polarlichter natürlich nicht. Die Aurora Borealis zeigt sich schließlich nicht auf Knopfdruck und wer vor Abreise den Fehler gemacht hatte auf den Wetterbericht zu schielen, der hatte wohl schon schlimmste Befürchtungen. Am Ende kam alles ganz anders. Intensive Nordlichter an mehreren Tagen, fantastisches Licht an den kurzen, aber wunderschönen Tagen und dementsprechend beste Stimmung innerhalb einer tollen Fotogruppe. Mehr kann man wirklich nicht erwarten.
Nach unserer Ankunft in Tromsø und dem Einkauf im örtlichen Supermarkt mit Kultstatus, dem „Eide Handel“, steht traditionell das erste gemeinsame Abendessen in unserem gemütlichen Ferienhaus auf dem Programm. Dabei richtet sich der Blick auch immer wieder nach draußen, denn schließlich können sich die Polarlichter jederzeit zeigen. Und siehe da! Gleich am ersten Abend hatten wir starke Aktivität direkt vor unserer Haustüre zu verzeichnen und somit den perfekten Auftakt für diese Fotoreise. So waren die ersten Fotos schon vor der ersten offiziellen Nordlichter Jagd im Kasten. Da wir dieses Mal auch eine mehrtägige Segeltour eingeplant hatten, war unsere Zeit auf der Insel Kvaløya entsprechend kürzer. Umso schöner, dass wir gleich mit einem solchen Auftakt verwöhnt wurden.
Am nächsten Tag stand dann zunächst ein Tagesausflug auf dem Programm. Die Insel auf der wir uns immer einquartieren bietet viele schöne Fotomotive und somit lohnt es sich die kurzen Tage auch intensiv zu nutzen. Das Licht zu dieser Jahreszeit ist aufgrund der tief stehenden Sonne auch für den anspruchsvollen Fotografen durchweg fantastisch, sofern die Bewölkung nicht zu stark ist. Und auch in dieser Hinsicht konnte man sich definitiv nicht beschweren. Die Sonne war an diesem Tag unsere stete Begleitung und hat die Landschaften in warmes Licht getaucht. Die erste Nordlichter Jagd am Abend war dann jedoch etwas komplizierter als am Vortag. Neben der Aktivität der grünen Lichter braucht es einen Himmel ohne Wolken und an diesem Tag hat sich gezeigt warum wir uns immer wieder auf unseren Guide Vidar verlassen können. Er weiß jederzeit wie, beziehungsweise wo er die Polarlichter finden kann, auch wenn das bedeutet man muss eine längere Autofahrt in Kauf nehmen. Und so standen wir nach zweieinhalbstündiger Fahrt in einem Tal an der Grenze zu Finnland. Es war ein außergewöhnlicher Ort. Auf einer Brücke über einem Fluss konnten wir über einer verschneiten Landschaft die Milchstraße bewundern. Auch wenn die Nordlichter nur schwach am Horizont erkennbar waren, so war es doch ein tolles Erlebnis und Vidar ließ es sich dann auch nicht nehmen noch ein kleines Lagerfeuer zu entzünden und im Angesicht der Flammen eine seiner Troll-Geschichten zu erzählen. :)
Nach dem Frühstück hatten wir dann am nächsten Tag etwas Zeit für die unmittelbare Umgebung der Unterkunft. Gerade als wir beschlossen hatten das Wetter ist zu schlecht um nach draußen zu gehen und wir bereits unsere Laptops vor uns aufgestellt hatten, kam der Umschwung. So konnten wir bei tollem Licht die frisch verschneiten Landschaften fotografieren. Der Charakter der Landschaft hatte sich durch den Schneefall über Nacht dramatisch verändert. Das nimmt man natürlich gerne mit, denn auch für die Nordlicht-Fotografie ist Schnee sehr vorteilhaft, da die Berge so mehr Kontraste bieten. Nach einem erneut wunderschönen Tag gab es dann zunächst ein hausgemachtes Abendessen bei Silvia und Vidar. Dieser Programmpunkt ist immer wieder schön, denn die beiden sind sehr gastfreundlich und Silvia ist eine hervorragende Köchin. Als es dann erneut hinaus in die Nacht ging, brauchten wir auch gar nicht so weit zu fahren wie am Vortag. An einem unserer absoluten Lieblings-Foto-Spots auf Kvaløya konnten wir intensive Polarlichter fotografieren. Die Aktivität war wieder ziemlich groß und ging über Stunden, sodass wir uns auch noch zu einer anderen schönen Fotolocation aufmachen konnten.
Das Timing vom Vortag war perfekt, denn so ging es nicht allzu spät ins Bett und wir waren fit genug für den nächsten Tagesausflug. Erneut konnten wir die tollen (Küsten-)Landschaften der Region bei wunderbar wechselndem und teils dramatischen Licht begutachten und fotografieren. Ich muss sagen es ist schon erstaunlich wie spannend unsere Fotoreisen immer wieder sind, auch wenn man sie schon häufiger gemacht hat und die Orte doch eigentlich schon ganz gut kennt. Das Licht verändert alles. Gut diese Lektion immer wieder aufs Neue zu erhalten. An diesem Tag hat sich Kvaløya nochmals von ihrer besten Seite gezeigt und so war es ein würdiger Abschluss für die Tage an Land. Am Nachmittag, als die Sonne schon untergegangen war, haben wir dann unser neues Quartier auf der Segelyacht „Arctic Ice“ bezogen. Ich war schon sehr froh, dass die Gruppe bis dato so gut harmoniert hatte, denn die folgenden Tage waren wir auf ziemlich engem Raum vereint. Da muss man seine Komfortzone, von der ich eingangs sprach, ein Stück weit verlassen. Zunächst sind wir dann in Richtung Norden, vorbei an Tromsø und an weiteren Siedlungen, bis in eine geschützte Bucht gefahren, wo wir unsere erste Nacht verbrachten. Unterwegs konnten wir sogar noch einmal Nordlichter bestaunen. Dieses Mal dann ausnahmsweise ohne sie zu fotografieren.
Die Weiterfahrt am nächsten Tag war dann ziemlich spektakulär. Bei wechselndem Wetter mit durchweg spannendem Licht und vorbei an bergigen Inselwelten sind wir bis an unser Ziel, dem Fjord bei der Insel Skjervøy, gelangt. Und was wir dort zu sehen bekamen war absolut eindrucksvoll. Immer wieder kamen Gruppen von Orcas ganz nah an unsere Segelyacht. Auch wenn der kurze Tag sich da schon dem Ende näherte waren es wunderbare Erlebnisse. Die Gruppe wurde gleich verwöhnt und die Stimmung an Bord war entsprechend gelöst. Der darauffolgende Tag stand dann komplett im Zeichen der Walbeobachtung und der wunderschönen umliegenden Landschaften. Und wir sollten wieder nicht enttäuscht werden. Buckelwale und Orcas haben den Tag genauso geprägt wie das dramatische (November-)Licht Nordnorwegens. Die Begegnungen mit Walen sind außerdem immer wieder ein großer Höhepunkt für alle Beteiligten. Ich selbst habe zum ersten Mal Orcas live erlebt und war sehr beeindruckt. Ich wusste gar nicht, dass sie so enge soziale Bindungen pflegen. Man konnte sie immer wieder in Gruppen beobachten, die durch die Fjorde schwimmen. Die markanten Rückenflossen und die weißen Flecken sahen wir immer wieder auftauchen. Und auch die Atemgeräusche sind irgendwie faszinierend. Am Blas kann man sie dann auch, wie bei allen Walen, auf größere Entfernung ausmachen. Und ich dachte mir es macht irgendwie Sinn, dass Orcas zur Familie der Delfine gehören. Man muss sie einfach mögen. Übrigens gab es vor Ort auch einige Taucher, die explizit die Nähe der Orcas gesucht haben. Das wäre mir dann doch etwas zu viel gewesen, auch wenn ich den Namen Killerwal für reichlich übertrieben halte. Eine Sache verfolgt mich allerdings schon länger. Noch nie konnte ich einen Wal aus dem Wasser springen sehen. Und ich habe mittlerweile schon mehrere Walbeobachtungstouren gemacht. Ich hoffe mal nächstes Jahr auf den Azoren wird es dann endlich so weit sein. :)
Der letzte Tag auf der Segelyacht stand uns dann nochmals ganz zur Verfügung für die Erkundung der Fjordlandschaften und Inselwelten Nordnorwegens. Der Wind hatte mittlerweile merklich aufgefrischt und so mussten wir die Pläne mit dem Dinghi und der Drohne für diesen Tag leider aufgeben. Trotzdem gab es wieder fantastische Momente mit wunderschönem Licht und einem malerischen Sonnenuntergang. Unser Skipper bewies mal wieder Anpassungsfähigkeit und hat uns teilweise über windgeschützte Passagen entlang der Inseln manövriert. Es war auch sehr schön sich mit dem Segel fortzubewegen und somit mehr zu gleiten, als zu rollen. Überhaupt muss ich Vetla, unseren jungen Skipper, ausdrücklich loben. Er war immer Herr der Lage und mit seiner ruhigen, aber bestimmten Art jederzeit für unsere Bedürfnisse empfänglich. Zudem hat er die Wale nicht bedrängt. Wir haben uns meist in ihrer Nähe einfach treiben lassen und gewartet, dass sie von sich aus näher kamen. Ein tolles Erlebnis, das ich nur jedem empfehlen kann. Am Ende unseres dritten Segeltages ging es dann direkt im Anschluss auf die MS Polarlys von Hurtigruten, die uns zurück nach Tromsø brachte. Eigentlich sind Kreuzfahrten ja überhaupt nicht unser Metier, aber es war trotzdem sehr schön bei einem gemeinsamen Abschiedsabendessen an Bord die vergangene Woche nochmals Revue passieren zu lassen. Wir waren uns einig, dass es sich definitiv gelohnt hatte. Ich danke an dieser Stelle nochmals meiner Gruppe, die wirklich tollen Zusammenhalt bewiesen hat und mit der ich jederzeit wieder eine Schiffsreise machen und ein Ferienhaus teilen würde. Man sieht sich! ;)