Reisebericht: Inspektionsreise Äthiopien

Martin Skjeldal 03.09.2024

Mit einer kleinen Gruppe Fotobegeisterter war ich im Juli auf Inspektionsreise in Äthiopien, um die legendären Völker des Omo Valley zu fotografieren. Was wir dabei erlebt und fotografiert haben, lest ihr in diesem Blogbeitrag.

Dieses Land war schon lange auf meiner Wunschliste und nun war es endlich so weit! Auf einer 14-tägigen Fotoreise konnte ich mit einer kleinen Gruppe die Höhepunkte Äthiopiens kennenlernen. Für mich sind dies die eingangs erwähnten Völker, die sich im afrikanischen Grabenbruch angesiedelt haben und der Norden des Landes mit der Danakil-Senke und dem Vulkan Erte Ale.

Die Erfahrung lehrt uns, dass eine große Vorfreude und Antizipation beim Reisen auch Gefahren birgt. Man hegt sehr große Erwartungen, die möglicherweise nicht erfüllt werden und dann macht sich Enttäuschung breit. Das war bei mir in Äthiopien sicher nicht der Fall, aber es ist trotzdem gut sich dieser psychologischen Fallstricke bewusst zu sein, damit man darauf entsprechend reagieren kann. Manchmal ertappt man sich selbst dabei, wie man negative Gedanken entwickelt, weil das, was man um sich herum beobachtet, nicht den eigenen (Wunsch-)Vorstellungen entspricht. Oft ist es dann aber nur anders, und trotzdem schön. Ich persönlich bin immer dann etwas irritiert, wenn auch viele andere Besucher vor Ort sind. Dann fällt es mir schwer die Natur und den Augenblick so richtig zu genießen. Das ist auch der Grund dafür, dass so viele Zoom Fotoreisen in abgelegenen Regionen stattfinden, oder zumindest zwischendurch die ruhigen Momente bieten. Das liegt mir persönlich sehr am Herzen. Natürlich hilft es auch sich bewusst zu machen wie privilegiert man ist all das sehen und erleben zu dürfen.

Was hat das alles mit Äthiopien zu tun? Nun, ich hatte so meine Befürchtungen was die Gepflogenheiten im Umgang mit Touristen betrifft. Wenn eine Porträtfoto immer gleich eine Transaktion bedingt, dann verliert man leicht den Spaß, denn es geht ja auch darum eine Verbindung aufzubauen, Gedanken auszutauschen und da sehe ich die Voraussetzung der vorherigen Bezahlung eher als belastend. Das bedeutet nicht, dass man nicht mit Trinkgeldern arbeitet. Wenn uns jemand seine Zeit schenkt, dann ist das auch fair, vor allem wenn man die unterschiedlichen wirtschaftlichen Hintergründe bedenkt. Das Geben und Nehmen sollte sich wie in allen Beziehungen des Lebens die Waage halten. Eine gute Möglichkeit zu geben sind auch Dinge des alltäglichen Lebens, die vor Ort nicht erhältlich sind. Ich denke ich werde euch in Zukunft vorab informieren, was besonders gefragt ist aufgrund der Knappheit im Land. Insgesamt ist das Bezahlen für Fotos ein recht komplexes Thema, das man nicht in einem Absatz abhandeln kann, sondern das nach einem eigenen Blogbeitrag verlangt.

Natürlich hat man auch für uns in dieser Beziehung keine Ausnahme gemacht. In Äthiopien ist es Gang und Gäbe für Fotos zu bezahlen. Das kann man nicht ändern, aber man kann sich überlegen wie man darauf reagiert. Emotional und im Umgang mit den Menschen. Ganz entscheidend finde ich die Art und Weise wie das passiert. Wenn man mit einem Lächeln charmant ausgenommen wird, ist es ein schöneres Erlebnis, als missmutig und unfreundlich nach Geld gefragt zu werden. Dann macht auch ein Foto keinen Sinn, denn der Ausdruck des Porträtierten ist entsprechend. Nicht, dass ihr mich hier falsch versteht. Wir hatten ganz wunderbare Begegnungen, die auch ohne Bezahlung abliefen, aber das Thema war immer irgendwie präsent. Wo es möglich war, haben wir die Bezahlung dann vorweg geregelt, damit wir im Dorf möglichst ungestört fotografieren konnten. Wir hatten neben unserem äthiopischen Reiseleiter Masresha für jeden Stamm im Omo Tal auch einen lokalen Guide, der als Übersetzer fungierte und somit Konversationen überhaupt erst ermöglicht hat.

Die Idee dieser Fotoreise war es die Völker in möglichst natürlicher Umgebung und so ursprünglich wie möglich zu fotografieren. Also sollten die Brauchtümer nicht nur für Touristen am Leben gehalten werden, sondern zur täglichen Praxis gehören. Deshalb haben wir die etwas entlegeneren Dörfer eines Stammes bevorzugt. Ein großer Vorteil war die Tatsache, dass wir in der absoluten Nebensaison vor Ort waren. Liest man im Internet einen beliebigen Beitrag zur „besten Reisezeit für Äthiopien“, wird vom Juli immer abgeraten, da dieser in die Regenzeit fällt. Das ist sicher für weite Landesteile der Fall, aber im Omo Tal war es glücklicherweise nicht so heiß wie in der Trockenzeit und mit Regen hatten wir überhaupt keine Probleme. Die leichte Bewölkung hat uns sogar geholfen, sowohl für die Fotos, als auch gegen die Sonne. Der größte Vorteil an der Reisezeit waren aber die wenigen Besucher. So konnten wir in den Dörfern immer ungestört fotografieren und mussten nicht mit anderen Gruppen konkurrieren. Ein Höhepunkt war dann die Gelegenheit die sogenannte „Bull Jumping Zeremonie“ zu erleben, die eine Art Initiationsritus darstellt. Ein junger Mann muss dabei unter anderem über Rinder springen, während parallel große Feierlichkeiten stattfinden.   

Was mich im Omo Valley besonders fasziniert hat, war wie unterschiedlich die Stämme nicht nur äußerlich erscheinen, sondern auch in ihrer Kultur und Lebensweise. Schaut man auf die Lebensumstände, so ist das nur logisch. In den Gebieten, in denen das halbe Jahr Dürre und Trockenheit zu Nahrungsmangel führt, ist die Grundstimmung in der Bevölkerung natürlich eine andere, als in den fruchtbaren, grünen Ausläufern der Gebirgsketten, wo es reiche Ernten gibt und weniger extremes Klima herrscht. Dort wurde viel gelacht und mit uns gefeixt.

Fast schon gespenstisch war es dann in Lalibela, das für seine Felsenkirchen weltberühmt ist. Fast keine Besucher außer uns, zwischendurch immer wieder heftiger Regen, und wir allein in unserem abgelegenen Hotel mit Ausblick über das Tal. Das Hotel hat mich ein bisschen an den Film "Shining" mit Jack Nicholson erinnert. Am schönsten fand ich in Lalibela unsere Jeeptour auf den Berg mit dem Asheton Kloster. Sonntags wird dort nach der Messe für alle gekocht und auch uns wurde Speis und Trank angeboten. Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings das lokale, selbst gebraute Mais-Bier. Die Atmosphäre war jedenfalls sehr gelöst und man hat uns herzlich empfangen.

Nach unserem Abstecher nach Lalibela haben wir dann die Hälfte der Gruppe in Addis Abeba verabschiedet und sind in den hohen Norden des Landes geflogen. Mit Land Cruisern ging es in die Danakil-Senke. Vor diesem Teil der Reise hatte ich großen Respekt, denn wir waren auf dem Weg zu einem der heißesten Orte unseres Planten zur heißesten Jahreszeit. Es war schon ein ganz besonderer Moment am ersten Tag während der Mittagshitze aus dem klimatisierten Geländewagen auszusteigen. Die ganz schlimmen Temperaturen von 50 Grad und mehr blieben uns glücklicherweise erspart, aber 46 Grad sind auch nicht gerade wenig. Es war so heiß, dass es während des Mittagessens nicht möglich war die Mobiltelefone zu laden. Es bestand wohl die Gefahr der Überhitzung.

Und auch hier, in dieser Natur, die auf uns so lebensfeindlich wirkt, haben sich Menschen angesiedelt. Immer wieder passierten wir unterwegs einfache Behausungen und die Kamele und Ziegen am Wegesrand gehörten zu den ständigen Begleitern, dieser nomadischen Bewohner Äthiopiens. Natürlich war der große Höhepunkt im Norden der aktive Vulkan Erte Ale, in dessen riesiger Caldera wir über relativ frische Lavafelder spazieren konnten und am Abend auch die Lava sprudeln sahen. Diese Szenerie ist unvergesslich, genauso wie der Geruch von Schwefel, der uns während dieses Ausfluges begleitete. Sehr beeindruckend, besonders aufgrund der leuchtenden Farben, sind auch die heißen Quellen mit ihren Säurepools, Salzablagerungen und Mineralien. Die Geologie der Region ist absolut beeindruckend und man könnte meinen man wandelt auf einem fremden Planeten.

Und so fällt mein Äthiopien Resümee sehr positiv aus. Das Land hat sehr viel Potential für Fotoreisen. Zum einen möchte ich wieder eine Tour mit dem Schwerpunkt Völker des Omo Valley machen, zum anderen schwebt mir ein Reiseverlauf vor, der auch die Landschaften und Tiere einschließt. Einige Seeadler und ein großes Krokodil haben wir auf unserem Bootsausflug am Chamosee fotografiert, aber Äthiopien bietet noch so viel mehr. Vor allem die Simien-Berge mit den Dschelada Pavianen und der Bale-Mountains-Nationalpark mit dem Äthiopischen Wolf sind dabei besonders spannend. Nicht zu vergessen ist auch die sehr artenreiche Vogelwelt Äthiopiens, die uns viele tolle Fotogelegenheiten bietet. Und während der besten Reisezeit von Oktober bis März ist dann auch die ganz große Hitze in der Danakil vorbei. Schreibt mir doch gerne mal wie ihr euch eine Äthiopien Fotoreise vorstellt und ob ihr in Zukunft gerne dabei sein möchtet.

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